Der VSMS bietet einen Nothelferkurs für Bootsfahrlehrer an − eine der Voraussetzungen für das Erlangen des Sportartenlehrerdiploms. Am Montag 19.Aug.2013 habe ich diesen Nothelferkurs besucht und einen spannenden Tag erlebt.
Am Morgen gab es jede Menge Theorie. Von der Rettung Ertrinkender, über das Bergen eines 80kg schweren Dummies (der ist die Hauptperson beim Bergen am Nachmittag), bis zur Ersten Hilfe und Herzmassage (CPR), wurde ziemlich so alles besprochen. Obwohl Theorie öfters mal trocken sein kann, verstand es der Kursleiter Felix Ihringer (siehe folgendes Bild), unser Interesse zu wecken, den wer hat schon mal eine Leiche eines Ertrunkenen gesehen. Dass das überhaupt nicht "gruslig" ist (sondern höchstens tragisch), wurde exzellent vermittelt.
Interessant war ein Blick auf verschiedene Statistiken der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. DLRG. Bei der Statistik "Wo passieren Unfälle?" liegen erwartungsgemäss Segelboote klar vorne. Es leuchtet ein, dass bei Segelmanövern eher mal gefährliche Situationen vorkommen. Bei Segelmanövern wird manchmal schon etwas "herumgeturnt" und man kommt wesentlich häufiger in gefährliche Situationen. Bei Motorbooten gibt es die eigentlich kaum, die 15% Unfälle sind oft auf leichtsinniges Verhalten zurückzuführen.
An der Statistik "Verteilung der tödlichen Unfälle" sieht man dann, dass die Bootskategorien gleichmässiger verteilt sind. Bei Segelbooten wird doch ungefähr die Hälfte lebend geborgen, bei Motorbooten stirbt der überwiegende Teil der Verunfallten. Man sollte also das Unfallrisiko bei Motorbooten keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen.
Am Nachmittag ging es dann zur Sache, es hiess erst mal ein Mann-über-Bord Manöver zu fahren. Ich fühlte mich wie ein Fahrschüler an der Bootsprüfung, wollte ich mich vor den Kollegen doch keinesfalls blamieren. Das war auf dem Rhein keine einfache Sache, wobei der starke Wind viel mehr beeinflusste, als die Strömung. Selbstverständlich sorgte die Strömung dafür, dass die Seilfähre und nächste Brücke schneller als erwartet bedrohlich näher kamen. Der Wind machte das Fahrmanöver jedoch viel unberechenbarer.
Eine 80kg schwere bewusstlose Person aus dem Wasser zu ziehen, ist ohne Hilfe kaum zu schaffen. Mit einer Bandschleife (oder einer Leine) gelingt es vielleicht einem starker Mann. Sonst geht es nur zu zweit oder mit z.B. einer Seilwinde. Nur gibt es keine Winden auf Motorbooten. Bei einer Badeplattform wäre es möglich, die Person aus dem Wasser zu hieven, im Motorboot ist sie dann aber noch lange nicht. Am Oberköper festmachen und danach die Beine hochziehen (siehe folgendes Bild) ist eine andere Möglichkeit, dauert aber "ewig".
Wie gesagt, zu zweit sollte es auch bei einem hohen Freibord gehen. Dabei stellt sich die Frage nach dem Wie. Rückwärts über die Reling ist sicher keine so gute Art, nur wie geht das mit den Beinen weiter. Und dabei wenn möglich den Geretteten nicht gleich auf die Nase fallen lassen. Jeder hat inzwischen gemerkt, das Retten eines Mann-über-Bord ist keine einfache Angelegenheit.
Schon das Fahren auf dem Rhein (Strömung) so wie das Steuern eines 2-Motor-Antriebs, ist es wert, diesen Nothelferkurs zu besuchen. Das Arbeiten mit einem Dummy zeigt, das mit dem Fahrmanöver eine Rettung noch lange nicht abgeschlossen ist. So verstrich die Zeit viel zu schnell und das Ende nahte, denn es gibt noch so vieles auszuprobieren und zu erlernen.